Die 12. Tagung zu Literatur und Recht
L17-2023 | 3 Tage, vom 27. oktober bis 29. oktober 2023
Die 12. Tagung zu Literatur und Recht | »Theater und Recht« | 27. bis 29. Oktober 2023
Die 12. Tagung zu Literatur und Recht am Nordkolleg Rendsburg vom 27. bis 29. Oktober 2023 ist dem großen Themenkreis der wechselseitigen Beziehungen von »Theater und Recht« gewidmet. Ausgehend vom Begriff der Inszenierung stellt sich im Hinblick auf die Rechtspraxis beispielsweise die Frage nach der Funktion ritualisierter Inszenierungen in Gerichtsverfahren. Umgekehrt lässt sich untersuchen, wie das Theater seinerseits Praktiken des Rechts inszeniert. Vielleicht brauchen wir die Inszenierung, um unser Leben zu verstehen oder wenigstens ein bisschen zu ordnen?
Dr. Daria Bayer hat eine viel beachtete Doktor-Arbeit »Tragödie des Rechts« veröffentlicht, die sich mit dem sowjetischen Rechtstheoretiker Paschukanis befasst und im ersten Teil aus einem Theaterstück und im Weiteren aus Erörterungen zur marxistischen Rechtskritik und Grenzfragen von Theater und Recht besteht.
PD. Dr. Daniel Damler ist Rechtsanwalt und lehrt Rechtsgeschichte sowie Rechtstheorie. Er befasst sich mit Schnittpunkten zwischen Kunst und Recht, die als Zeichensysteme durchaus ihre Ähnlichkeiten aufweisen. Analoge Normativität und konzeptuelle Metaphern in der Rechtsgeschichte sowie materielle/visuelle Kultur des Rechts sind Daniel Damlers Themen.
RA Ulrich Fischer hatte als Rechtsanwalt in den großen Auseinandersetzungen um die Lokführerstreiks manch spektakulären Auftritt vor Gericht. Nun hat er, der sich auch als Musik- und Literaturkenner einen Namen gemacht hat und neben einer Untersuchung von Franz Kafka als Arbeitgeber ein Buch über Rechtsanwälte im Romanwerk Falladas verfasst. In seinem Vortrag »Brecht- Gerichte und Prozesse« wird er diesmal Bertolt Brecht und seine vielfältigen Rechtsverstrickungen unter die Lupe nehmen.
Dr. Oliver Harry Gerson ist Habilitand am Lehrstuhl für Deutsches, Europäisches und Internationales Strafrecht und Strafprozessrecht sowie Wirtschaftsstrafrecht von Prof. Dr. Robert Esser (Universität Passau). Er beschäftigt sich u.a. mit verblüffenden Parallelen in Rollenverständnissen bei Gerichtsverfahren einerseits und im Theater andererseits.
In seinem Normendrama »Reich des Todes« stellt sich der Träger des Büchner-Preises
Rainald Goetz in die Tradition von Peter Weiss und dessen Stück »Die Ermittlung«. Geschichtsphilosophisch erzählt er darin vom Zerfall des internationalen Rechts. In Rendsburg ist er gemeinsam mit dem Staatsrechtler und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Florian Meinel (Göttingen) zu Gast. Im Gespräch werden sie sich den grundlegenden Fragen des Textes annähern.
Dr. Markus Hirte ist geschäftsführender Direktor des in Deutschland einzigartigen Mittelalterlichen Kriminalmuseums in Rothenburg ob der Tauber sowie Lehrbeauftragter an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena. In seinem Vortrag »Der endliche Rechtstag als Theater des Schreckens‘» widmet er sich dem frühneuzeitlichen Rechtsgang und Strafvollzug mit besonderer Berücksichtigung dessen theatralischer Inszenierung.
Reinhard Merkel ist emeritierter Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg, war Mitglied im Deutschen Ethikrat und ist der breiteren
Öffentlichkeit durch seine Wortmeldungen zu aktuellen politischen Kontroversen bekannt. Er stellt mit der Literaturwissenschaftlerin Isabel Langkabel (Ludwig Boltzmann Institute for Digital History, Wien) die „Rechtsakten Karl Kraus“ vor:
Sie zeigen Kraus als brillanten Publizisten, der sich in zahlreichen Prozessen zu verteidigen hatte und den Meinungskampf mit juristischen Mitteln zu inszenieren verstand.
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Prof. Dr. Anja Schiemann (Universität Köln) wird über den» Kriminalfall Woyzeck« sprechen, jenem Mordgeschehen vom 2. Juni 1821, das nicht nur in der Strafrechtsgeschichte, sondern auch auf dem Theater Furore gemacht hat. Sowohl Büchners gleichnamiges Theaterstück als auch Alban Bergs Oper »Wozzeck« stehen bis heute auf den Spielplänen.
Prof. Dr. Mustafa Temmuz Oglakcioglu (Universität des Saarlandes) und Florian Nicolai (FAU Erlangen-Nürnberg) widmen sich seit 2020 im Podcast »Räuberischer Espresso« strafrechtlichen Fragen und greifen dabei oft Aspekte des Strafrechts in Alltagssituationen auf. Sie diskutieren schon darüber, ob der Kinobesuch ohne Ticket eine Straftat darstellt, ob Jurastudierende sich strafbar machen, wenn sie Bücher in der Universitätsbibliothek verstecken und welche Risiken beim Strandbesuch lauern können. Die Einkleidung in den Alltag stellt oft einen humorvollen Türöffner in anspruchsvolle strafrechtliche Diskussionen dar, die anschaulich und systematisch dargestellt werden. Während der Tagung 2023 in Rendsburg nehmen die beiden drei Theaterstücke unter ihre strafrechtliche Lupe. Auf diese Weise schlagen sie einen Bogen vom heute omnipräsenten Medium »Podcast« zur Königsdisziplin der darstellenden Kunst und zum Topos der Tagung: Theater und Strafrecht.
Comics im Buchformat, die so genannten Graphic Novels erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und erreichen aufgrund ihrer erzählerischen Komplexität häufig auch das erwachsene Publikum.
Oftmals werden in den Bildromanen und Grafiknovellen auch ganz grundsätzliche Fragen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens und damit des Rechts thematisiert.
In einem Seminar an der Universität des Saarlandes sollen das rechtsdidaktische Potenzial der Graphic Novels ausgelotet, einzelne Bildromane aus strafrechtlicher Perspektive beleuchtet und der realen strafrechtlichen Relevanz – etwa des Besitzes von Erwachsenen-Comics (als pornografisches Material) – nachgegangen werden. Zur Auswahl stehen insoweit Klassiker der Neunten Kunst, u.a. Neil Gaimans »Sandman«, Will Eisners »Ein Vertrag mit Gott«, oder Alan Moores »Sin City" und schließlich auch Frank Millers »Batman – Year One«. Die Ergebnisse werden während der Tagung von den Studierenden der Universität des Saarlandes präsentiert.
Die Tagungsleitung liegt in den Händen von Dr. Markus Hirte, Britta Lange, Prof. Dr. Mustafa Temmuz Oglakcioglu und Christoph Schmitz-Scholemann.
In Zusammenarbeit mit dem Mittelalterlichen Kriminalmuseum, Rothenburg o.d.T.
Für freundliche Unterstützung bedanken wir uns bei den Anwaltskanzleien
Knauer & Rechtsanwälte München, Berlin, Frankfurt
und
verte rechtsanwälte Köln
Informationen zu Kursgebühr und Ermäßigungen
Das Seminarentgelt beinhaltet den Unterricht, Vollverpflegung sowie Unterbringung im Doppelzimmer. Die Unterbringung im Einzelzimmer ist gegen Zuzahlung von 15 € pro Nacht möglich. Ermäßigte Preise können von Schüler:innen, Studierenden, Azubis, FSJler:innen sowie Leistungsempfänger:innen von Arbeitslosengeld I, Bürgergeld oder Grundsicherung gegen einen entsprechenden Nachweis in Anspruch genommen werden.
Mitglieder des Bundesverbandes junger Autoren und Autorinnen e.V. können im Fachbereich Literatur & Medien die ermäßigte Kursgebühr in Anspruch nehmen.
Die Kopie des Mitgliedsausweises muss der Anmeldung beiliegen.
Wir empfehlen den Abschluss einer Seminarrücktrittsversicherung bei einem Anbieter Ihrer Wahl.
Bitte überprüfen Sie Ihre persönliche Situation und nutzen Sie die Förderprogramme der Bundesregierung und der Bundesländer.
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