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Frankas BandCamp Tagebuch

Im Rahmen meines freiwilligen kulturellen Jahres hatte ich die Möglichkeit, am BandCamp 2022 teilzunehmen. Ich spiele seit acht Jahren Klarinette. Da ich ausschließlich klassische Musik spiele, war es für mich eine ganz neue Erfahrung, Pop-Musik zu spielen.

Das BandCamp funktioniert so, dass sich viele musikbegeisterte Jugendliche zusammenfinden und sich Bands gründen, die dann gemeinsam über sechs Tage proben und zwei Songs erarbeiten, die bei einem großen Abschlusskonzert gespielt werden. In erster Linie richtet sich das Angebot an Schlagzeuger:innen, Bassist:innen, Gitarrist:innen, Keyboarder:innen, Saxophonist:innen und Sänger:innen.
Meine Klarinette und ich waren also ein kleiner Sonderfall in der Besetzung. Zum Glück gab es noch weitere Sonderfälle, wie eine Harfe und eine Querflöte, mit denen ich mich zu einer Band zusammenschließen konnte. Neun Bandmitglieder sind zwar nicht so typisch für die klassische Band und natürlich war es nicht ganz leicht, sich mit neun Mitgliedern immer zu einigen, aber durch die Besetzung und die vielen Köpfe hatten wir auch viele Möglichkeiten, Ideen und Gedanken und das fand ich spannend.

Zunächst fingen wir an, verschiedene Songs anzuspielen, um herauszufinden, bei welcher Art von Musik wir uns sehen. Denn wir mussten uns am zweiten Tag auf zwei Songs geeinigt haben, die wir die Woche über erarbeiten wollen. Um eine Entscheidung treffen zu können, stimmten wir ab und einigten uns auf »Nothing else Matters« von Metallica und »Enjoy the Silence« von Depeche Mode.
Nun ging es an das Arrangement der Stücke. Dafür haben wir nach Gehör die passenden Akkorde rausgesucht und ein Leadsheet geschrieben. Das ist eine Form, die jeweilige Akkordfolgen für die entsprechenden Teile des Songs aufzuschreiben, sodass für alle zu jedem Zeitpunkt klar ist, welche Akkorde bzw. Töne gespielt werden. Wie man so ein Leadsheet vernünftig schreibt, haben wir in einem der Workshops gelernt, die während der Woche angeboten wurden.

Als wir das Leadsheet erstellt hatten, ging es für mich ans Transponieren, da meine Klarinette in B, also einen Ganzton tiefer als alles andere, gestimmt ist. In den Bandproben haben wir dann Stück für Stück »Nothing else Matters« selbstständig arrangiert. Zwischendrin kamen die Dozent:innen in unseren Raum, um zu hören, wo wir stehen und um uns Tipps zu geben. So wurde z.B. ein orchestraler Teil für uns arrangiert, der wirklich cool war und dem Stück eine ganz neue Farbe gegeben hat. Dadurch konnten wir auch das volle Potential unserer bunten Besetzung ausschöpfen.
Nachdem »Nothing else Matters« fertig war, hatten wir nicht mehr viel Zeit übrig, sodass die Frage aufkam, ob wir mit dem zweiten Song noch anfangen können. Wir hatten einen kleinen Hänger in unserer Gruppe, konnten uns dann aber noch motivieren, »Enjoy the Silence« von Depeche Mode zu arrangieren. Mit fertigem Leadsheet hatten wir die Möglichkeit, recht schnell gemeinsam zu spielen.
Weil die Zeit knapp wurde, haben wir uns dann in den Bandproben vor allem darauf konzentriert, die Songs durchzuspielen und zu proben, ohne noch große Veränderungen an den Arrangements vorzunehmen, sodass wir gut vorbereitet waren für den Auftritt.

Während der Woche haben wir auch außerhalb der Bandproben viel in der großen Gruppe gemeinsam darüber gelernt, was wichtig ist, wenn man in einer Band gemeinsam Musik macht.
Wir sind jeden Morgen mit einem kleinen Warm-Up in den Tag gestartet, wo wir z.B. Rhythmusübungen gemacht, uns gedehnt oder gemeinsam gesungen haben. Darüber hinaus wurden täglich auch ein bis zwei Workshops angeboten.
Außerdem haben die Dozent:innen von ihrem Werdegang und Leben als Musiker:innen erzählt und Fragen beantwortet. Das war ein spannender Austausch für uns, da wir Vieles über die Musikszene aus erster Hand lernen konnten und es für viele der Teilnehmenden auch für die eigene Zukunft interessant war. In einem Rhythmus-Workshop erfuhren wir von rhythmischen Patterns und Möglichkeiten, einen Song rhythmisch interessanter zu gestalten, und wir improvisierten mit den verrücktesten Gegenständen.

Zwei Mal in der Woche gab es Instrumental- bzw. Gesangsunterricht, wo wir in den jeweiligen Instrumentengruppen von den entsprechenden Dozent:innen Tipps bekommen haben und auf Schwierigkeiten eingegangen werden konnte. Da ich auch Klavier spiele, war ich in der Klaviergruppe. Dort haben wir viel zu Improvisation am Klavier gelernt und selbst entsprechende Akkorde, Töne und Tonleitern herausgefunden. Das war wirklich spannend und egal, wie gut man Klavier spielen kann, jede:r war entsprechend mit eingebunden.
Abends gab es abseits der Bandproben auch immer noch genügend Zeit, um auch mit anderen Teilnehmenden aus anderen Bands gemeinsam Musik zu machen oder mit allen Karaoke zu singen. Diese Projekte wurden dann auch beim Abschlusskonzert aufgeführt.


Fazit

Insgesamt war die Teilnahme eine spannende Erfahrung für mich, da ich eben sehr klassisch geprägt bin und so auch einmal in die Welt der Popmusik schnuppern konnte. Die Woche hat Spaß gemacht, aber ich spiele auf meiner Klarinette lieber weiterhin Klarinettenkonzerte von Stamitz und Co. :)